|  | Johann  Wolfgang von Goethe (28.8.1749-22.3.1832)  - als BaumfreundMit seinen Bäumen hat Goethe wie mit Menschenwesen verkehrt, denn
ihre "stille, reine, leidenlose Vegetation" hat ihm in vielen schweren
Lebensstunden Erbauung und Trost gegeben. Ein Baum erregte die besondere
Aufmerksamkeit Goethes im Heidelberger Schloßgarten - der Ginkgobaum.
Zu dieser Zeit hatte er eine tiefe innige Verbindung zu Marianne von Willemer.
Im Gartenhäuschen traf Goethe also seine
Muse; er brach ein Blatt ab, und erklärte ihr die merkwürdige
Bildung des in sich geteilten Blattes. (Eine andere Version zur Entstehung des Gedichtes berichtet, daß Goethe im Salzwedelschen Garten  von Schmidt-Metzler das Blatt abbrach). Jedenfalls regte ihn die Liebe zu der Frankfurter Bürgerin zum berühmten Liebesgedicht an.
 
 Ginkgo-biloba
   Dieses Baums Blatt, der von Osten
 einem Garten anvertraut
 Gibt geheimen Sinn zu kosten
 wie' s den Wissenden erbaut.
 
 Ist es ein lebendig Wesen
 das sich in sich selbst getrennt?
 Sind es zwei, die sich erlesen
 daß man sie als eines kennt?
 
 Solche Frage zu erwidern
 fand ich wohl den rechten Sinn.
 Fühlst du nicht an meinen Liedern
 daß ich eins und doppelt bin?
 
 1979 wurde im Goethe-Garten am Frauenplan in Weimar zum Andenken
an Goethe`s Liebe zu diesem Baum ein Ginkgobäumchen gepflanzt.
 
 
 
 Ich muß gestehen, daß ich in der Baumschule unter
den fruchtbaren Bäumen lieber bin. Der Gedanke des Nutzens führt
mich aus mir selbst heraus und gibt mir eine Fröhlichkeit, die ich
sonst nicht empfinde.
 
 
 Goethe plante die Baumgruppen in seinem Garten und pflanzte Bäume
und Sträucher selbst ein.
 6.4.1777 Gebaut und gepflanzt. Die Weymuthsfichten.
 Wenn die jungen Bäume unter Ungeziefer
litten, machte er sich selbst daran, die Räuber (Läuse) abzudrücken und die Wunden mit Baumwachs zu vrschmieren. Als
auf einem alten Ahorn eine Mistel entdeckt wurde, war Goethes Interesse wegen des seltenen Vorkommens so groß, daß Carl August für
ihn eigens eine Stellage am Baum anbringen ließ, um die Mistel "bei
lebendigem Leibe" zu bewundern.
 
 
 Besondere Verehrung genoß ein Baum im Garten,
der schon lange stand, bevor Goethe kam. In der Nähe des Hauses ragte
ein uralter Wacholderbaum über seine Umgebung. An seinem Fuße
war einer seiner Lieblingsplätze im Garten. Der alte Wacholder hat
Goethe nicht überlebt. Er fiel einem schweren Wintersturm zum Opfer,
der ihn umwarf.
 
 Tagebucheintragung vom 4. 2. 1809:
"Um 11 Uhr in den untern Garten, den umgestürzten Wacholderbaum zu
besehen".
 Goethe an seinen Sohn August am 5.2. 1809:
 Der alte Wacholderbaum im untern Garten ist umgestürzt worden.
Wir haben ihn gestern gemessener hat die Höhe von 43 Fuß erreicht.
 Das brauchbare Holz davon will ich ausschneiden lassen,
 damit wir sein Andenken in irgend einem Haurath bewahren"
 
 Das gesunde Holz hat er jahrelang sorgfältig aufbewahrt
 und verschiedene Gegenstände daraus anfertigen lassen;
 eine gedrehte Dose schenkte er dem befreundeten Naturforscher Blumenbach.
 
 Da er mit niemanden über seine Liebe zu Charlotte von Stein
sprechen konnte,
 sagte er`s seinen Bäumen:
 
 Sag ich`s euch, geliebte Bäume?
 Die ich ahndevoll gepflanzt,
 Als die wunderbarsten Träume
 Morgenrötlich mich umtanzt.
 Ach, ihr wißt es, wie ich liebe,
 Die so schön mich wiederliebt,
 Die den reinsten meiner Triebe
 Mir noch reiner wiedergibt.
 
 Wachset wie aus meinem Herzen,
 Treibet in die Luft hinein,
 Denn ich grub viel Freud und Schmerzen
 Unter eure Wurzeln ein.
 Bringet Schatten, traget Früchte,
 Neue Freude jeden Tag;
 Nur daß ich sie dichte, dichte,
 Dicht bei ihr genießen mag.
 
 
 Ich habe die Bäume vor vierzig Jahren alle eigenhändig
gepflanzt, ich habe die Freude gehabt, sie heranwachsen zu sehen und genieße
nun schon seit geraumer Zeit die Erquickung ihres Schattens. Das Laub dieser
Eichen und Buchen ist der mächtigsten Sonne undurchdringlich; ich
sitze gerne an warmen Sommertagen nach Tische, wo denn auf diesen Wiesen
und auf dem ganzen Parke umher oft eine Stille herrscht, vor der die Alten
sagen würden: daß der Pan schlafe.
 
 
 Ich habe sechs Wochen in meinem alten Garten zugebracht, der
jetzt bei einer Veränderung, die mit dem sogenannten Stern vorgenommen
worden
 (der Floßgraben war von Soldaten zugeschüttet, seine
Umgebung geebnet und bepflanzt worden) viel gewonnen hat und angenehm zu
bewohnen ist. Ich muß nun erst das nächste Frühjahr die
Wildnis ein wenig bändigen, denn die Bäume und Sträucher,
die vor 20 Jahren gesetzt worden, habem dem Boden und dem Hause Licht und
Luft fast weggenommen. So kommt es wohl manchmal, daß uns unsere
eigenen Wünsche über den Kopf wachsen.
 
 1819 wurden abgängige Obstgehölze geschlagen und im Frühjahr
des nächsten Jahres neue Birnen-, Apfel- und Pflaumenbäume gesetzt.
Goethe konnte damals aus 80 Apfelsorten und 16 Birnensorten auswählen.
 
 
 Ich halte geistige Zwiesprache
 mit den Ranken der Weinrebe,
 die mir gute Gedanken sagen
 und wovon ich euch wunderliche Dinge
 mitteilen könnte.
 
 Uralt war auch der ungarische Weinstock, der im Garten am Frauenplan
an der Hauswand stand. Seine Weinranken kletterten bis zu Goethes Arbeitszimmer
empor und schauten durch die beiden kleinen Fenster ins Allerheiligste
des Hauses.
 
 Für Sorgen sorgt das liebe Leben
 Und Sorgenbrecher sind die Reben.
 
 Die Kräfte des Hundertjährigen ließen mit der Zeit
immer mehr nach. Wohl grünt er wie in jedem Jahr, und junge Ranken
spielen wieder um die Fenster des Arbeitszimmers, aber die Wuchskraft des
Alten hat nachgelassen, und im Herbst wird er nur einige Beeren hervorbringen
als Zeugen verlorener Fruchtbarkeit. Dabei fällt ihm der Berliner
Kecht ein, ein botanischer Dilettant, aber ein heller Kopf, dessen Schrift
über den Weinbau er in Dornburg fleißig studiert hat. Der könnte
mit seiner neuartigen Behandlungsweise der Weinreben auch hier zum Retter
werden.
 
 3.8.1828: (Dornburg) Ging mit Hofgärtner Baumann auf und
ab. Wir besprachen die neue von Kecht vorgeschlagene Methode, den Weinbau
zu behandeln.
 
 Goethe hat noch in seinem letzten Lebensjahr eine Verjüngungskur
an ihm vornehmen lassen.
 
 10. 11. 1831 Nach 1 Uhr mit Kunstgärtner
Motz im Garten., den uralten ungarischen Weinstock nach Knechtischer Methode
zurecht zu schneiden. Er versprach für's nächste Jahr bis achtzig
Trauben;
 in dem laufenden waren kaum sechs daran zu finden gewesen ...
 
 14.11.1831 Ausgefahren in den untern Garten, daselbst die von
dem Kunstgärtner Motz geschnittenen Weinstöcke zu betrachten.
 
 Die Wirkung dieser Maßnahme und die dadurch erreichte Traubenernte
erlebte Goethe aber nicht mehr...
 
 
 1776 befaßt sich Goethe mit zwei Büchern
von Christian Reichard, "Anleitung zum Hopfenbau", sowie "Land- und Gartenschatz,
mit 6. Theil Hopfenbau".
 Am 03.und 04.08.1822 ließ sich Goethe in Falkenau, einem damals
bekanntem Hopfenanbaugebiet, durch Bergrat Lößl über den
Hopfenbau unterrichten. Außerdem veranlaßte er den Naturdichter
Anton Fürnstein, ein Gedicht über den Hopfenbau zu verfassen.
 
 
 Als er wieder einmal auf Reisen ging, verabschiedete er sich von
seinen geliebten Bäumen:
 
 Lebet wohl,
 geliebte Bäume!/
 Wachset in die Himmelsluft.
 Tausend liebevolle Träume/
 schlingen sich durch euren Duft/
 Doch was steh ich und verweile?/
 Wie so schwer,
 so bang ist's mir?/
 Ja, ich gehe!
 ja, ich eile!/
 Aber, ach!
 mein Herz bleibt hier.
 
 
 Und gewiß!
 Wer sein Lebenslang von hohen ernsten Eichen umgeben wäre,
 müßte ein anderer Mensch werden,
 als wer täglich unter luftigen Birken sich erginge
 
 
 Ach,
Zypresse, hoch zu schauen
 Mögest du dich zu mir neigen
 habe dir was zu vertrauen
 Und dann will ich ewig schweigen
 
 
 Der Baum ist breit, mein Freund, der Schatten
gibt
 Und keiner braucht den andern zu verdrängen
 
 
 Nein, es sind nicht leere Träume
 jetzt nur Stangen, diese Bäume,
 geben einst noch Frucht und Schatten
 
 
 Ode an meinen Freund
 
 Verpflanze den schönen Baum,
 Gärtner, er jammert mich.
 Glücklicheres Erdreich
 Verdiente der Stamm.
 
 Noch hat seiner Natur Kraft
 Der Erde aussaugendem Geize,
 Der Luft verderbender Fäulnis,
 Ein Gegengift, widerstanden.
 
 Sieh, wie er im Frühling
 Lichtgrüne Blätter schlägt!
 Ihr Orangenduft
 Ist dem Geschmeiße Gift.
 
 Der Raupen tückischer Zahn
 Wird stumpf an ihnen,
 Es blinkt ihr Silberglanz
 Im Sonnenscheine.
 
 Von seinen Zweigen
 Wünscht das Mädchen
 Im Brautkranze,
 Früchte hoffen Jünglinge.
 
 Aber sieh, der Herbst kömmt,
 Da geht die Raupe,
 Klagt der listigen Spinne
 Des Baums Unverwelklichkeit.
 
 Schwebent zieht sich
 Von ihrer Taxuswohnung
 Die Prachtfeindin herüber
 Zum wohltätigen Baum.
 
 Und kann nicht schaden.
 Aber die Vielkünstliche
 Überzieht mit grauem Ekel
 Die Silberblätter,
 
 Sieht triumphierend,
 wie das Mädchen schaurend,
 Der Jüngling jammernd
 Vorübergeht.
 
 Verpflanze den schönen Baum,
 Gärtner, er jammert mich.
 Baum, danke dem Gärtner,
 Der dich verpflanzt!
 
 
 
 Wenn die Zweige Wurzeln schlagen
 Wachsen, grünen, Früchte tragen
 Möchtest du dem Angedenken
 deines Freunds ein Lächeln schenken
 Und wenn sie zuletzt erfrieren
 weil man sie nicht wohl verschanzet
 will sichs alsobald gebühren
 daß man hoffend neue pflanzet.
 
 Es
ist
dafür gesorgt,
 daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen
 
 
 So hat der Stand eines Baumes,
 die Art des Bodens unter ihm,
 andre Bäume hinter und neben ihm
 einen großen Einfluß auf seine Bildung
 
 
 Jeder Baum, jede Hecke ist ein
 Strauß von Blüten und man möchte
 zum Maikäfer werden, um im Meer von
 Wohlgerüchen herumschweben zu können.
 
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